Samstag, 31. Dezember 2011

Lost Ground Wacker-Platz, Wien


In Meidling, im zwölften Wiener Gemeindebezirk, befand sich einst ein enges, stimmungsvolles Fußballstadion. Hier spielte der SC Wacker, österreichischer Meister 1947, bis der Verein 1971 mit der Admira fusioniert wurde, die zuvor bereits in die Südstadt umgezogen war.

Der Wacker-Platz war von gründerzeitlichen Häusern umgeben. An einer Hauswand in der Tivoligasse 56 war noch bis 2006, als ein neuer Anstrich erfolgte, groß der verblichene einstige Werbespruch einer Biermarke „und nach dem Match: Schwechater“ als Bote aus der Vergangenheit zu lesen (2002 noch im Ballesterer abgebildet). Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Der Platz verfiel nach 1971, Tribüne und Stehplatzrampen wurden Ende der siebziger Jahre abgerissen. 1984 wurde hier der Bundesspielplatz Schönbrunn (der Schloßpark liegt in Ausschußweite) eröffnet. So befinden sich an dieser historischen Stelle heute zumindest Sportanlagen, neben einem Fußballfeld auch Hartplätze und Leichtathletikanlagen, die von Schulen genutzt werden.

Der SC Wacker wurde 1908 gegründet. Als erdiger Meidlinger Bezirksverein spielte man hier in der Rosasgasse ab 1921, in typischen schwarz-weiß längsgestreiften Dressen. Es sollten runde fünfzig Jahre auf diesem Platz werden. In den 1940er/50er Jahren war Wacker eine Spitzenmannschaft, mit der Saison 1946/47 mit Meisterschaft und Cupsieg als Höhepunkt. Von 1945/46 bis 1957/58 war man nie schlechter als Vierter. Doch in den 60er Jahren begann ein langsamer Abstieg.
Am 19. Juni 1971 wurde vor 7.000 Fans das letzte Meisterschaftsspiel ausgetragen, der Namensvetter Wacker Innsbruck gewann hier 4:2 und wurde zum ersten Mal Meister. Für Wacker Wien bedeutete diese historische Stunde das Ende. Das letzte Wacker-Tor schoß Ernst Dokupil. Ein Stück Meidlinger Identität ging verloren.
Nach der Fusion gab es zunächst zwei Mannschaften des Fusionsvereins, Admira-Wacker spielte in der Nationalliga und Wacker-Admira in der Regionalliga Ost (damals die zweite Liga). Diese Aufteilung wurde aber bald aufgegeben. Es gab in den 80er/90er Jahren eine Neugründung des Namens Wacker, die im Wiener Unterhaus aktiv war. 2005 wurde erneut ein neuer Verein dieses Namens gegründet, der sich in den unteren Wiener Amateurfußballregionen versucht.

Nach Renovierung und Ausbau wurde der Platz am 25. September 1932 mit einer der damals beliebten Doppelveranstaltungen neu eröffnet. Vor 18.000 Menschen spielten Wacker gegen Rapid und der Wiener Sport-Club gegen die Austria. Dabei ging es nicht ruhig zu. Das Spiel zwischen Wacker und Rapid wurde in der 88. Minute aufgrund Zuschauerausschreitungen abgebrochen (das Ergebnis von 4:1 für Rapid wurde beglaubigt). Der Platz war völlig überfüllt gewesen, die Leute standen bis an die Outlinie. In den 1960er Jahren gab es hier offiziell 11.912 Stehplätze und 2.888 Sitzplätze, berichtet Georg Spitaler.
Die Rivalität zwischen Wacker und Rapid war legendär und verschärfte sich in der Nachkriegszeit, als 1949 das Jahrhunderttalent Gerhard Hanappi, Teil der Meistermannschaft von 1947, zu Rapid wechselte. Wacker ließ Hanappi sperren, ein halbes Jahr durfte er nicht spielen. Dies konnte den Wechsel Hanappis zu Rapid, wo er zum Weltklassespieler wurde, aber nicht verhindern. Im Ballesterer 37 erinnerten sich 2008 der ehemalige Wacker-Spieler Turl Wagner (WM-Dritter 1954) und seine Frau an die heiße Stimmung zwischen Wacker und Rapid:
„Aber man hat in Hütteldorf nicht sagen dürfen, dass man Wacker-Anhänger war“, erinnert sich Wagners Gattin, die sich zu unserer Runde gesellt, an die Rivalität der Fans. „Da haben sie dir gleich das Krawattl abg'schnitten“, ergänzt ihr Mann. „Es gab einen Wackerianer, den hast nach jedem Rapid-Match auf der Polizei abholen müssen.“



Die Hinteransicht der Häuserzeile an der Zenogasse ist auf vielen historischen Bildern zu sehen. Unmittelbar davor stand eine Stehplatztribüne, eine Tribüne war in der Nachkriegszeit sogar in den Hinterhof integriert. Die Fenster der Häuser boten einen perfekten Blick auf das Spielfeld.


Die Böschung und die beiden Betonstufen neben dem heutigen Sportplatz lassen die früheren Ränge erahnen.


Blick aus der Tivoligasse.




Literatur:
  • Edgar Schütz, Wacker-Platz II. Weigls Dreherpark, Wien-Meidling. in: Andreas Tröscher / Matthias Marschik / Ders., Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen 2007, S. 177−182
  • Georg Spitaler, Der Wacker-Acker. in: Ballesterer, Nr. 6 (Oktober 2002), S. 42f.
  • Georg Spitaler, Meidling. Fenster zum Platz. in: Peter Eppel / Bernhard Hachleitner / Werner M. Schwarz / Ders. (Hg.), Wo die Wuchtel fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fußballs. Wien 2008, S. 98−103
  • Georg Spitaler, „Mei Herz schlogt fia Meidling“. in: Ballesterer, Nr. 37 (November 2008), S. 40f.

Dienstag, 27. Dezember 2011

Streunende Köter


Rezension


Domenico Mungo
Streunende Köter
(Cani Sciolti)
Freital OT Pesterwitz 2011
(Burkhard & Partner)
313 S.






Auf dieses Buch war ist gespannt, spätestens seitdem ich den Autor Domenico Mungo in einer Podiumsdiskussion des Ballesterer im Februar 2011 im Wien in seiner erzählerischen, historischen, intellektuellen und auch physischen Präsenz sehen und hören durfte (ein Interview im Ballesterer 61 dient als Nachlese). Kai Tippmann, Betreiber des Italien-Blogs altravita.com, übersetzte nach Tifare Contro nun mit Cani Sciolti ein weiteres interessantes Werk der Ultrà-Literatur aus dem Italienischen ins Deutsche.

Domenico Mungo läßt die italienischen Ultras als Akteure seines Buchs auftreten, will sie selbst erzählen lassen, was sie antreibt. Er läßt sie aus verschiedenen Perspektiven (verschiedenen Vereinen) ihre Welt rekonstruieren, von Helden- und Missetaten und immer wieder von ihren „Kämpfen“, den als heroisch empfundenen Ausbrüchen der Gewalt, erzählen:
„Die Ultras sind schizophren. Sie sind alles und das Gegenteil von allem. Sie suchen den Kampf und verleumden die Toten. Aber sie sammeln auch Spenden und Hilfsgelder für Erdbebenopfer und hängen aus Solidarität Transparente auf.
Sie zerstören Stadien, Sonderzüge und Raststätten. Aber es sind auch dieselben, die aus Liebe Choreos vorbereiten und den Himmel in den Farben des Herzens schmücken. Während in den Arterien der Stehplätze mitreißende Sprechchöre pulsieren.“


Die Erzählung lebt davon und gewinnt daraus, daß der Fiorentina-Ultra Mungo weiß, wovon er schreibt. Im Florentiner Teil ist in Kenntnis der Biographie des Autors die Autobiographik unverkennbar. Im Vorwort definiert Domenico Mungo seine Vorgehensweise als eine Art von Kollektivbiographie: „Dieses Buch ist geboren aus persönlichen Erfahrungen, erzählten Begebenheiten, veröffentlichten Zeitungsartikeln, Büchern. Dieses Buch ist geboren aus Raubkopien kollektiver Erfahrungen, aus im Netz gefundenen Quellen, aus der Abänderung bereits bestehender Texte und aus mit dem Wind wandernden Erinnerungen.“

Ein Rahmen faßt die Handlungsstränge des Buchs ein: Der Ich-Erzähler ist ein Teil einer losen Gruppe von Ultra-Autoren. Er flieht vor der Repression, die dem Tod des Polizisten Filippo Raciti im Februar 2007 bei Ausschreitungen in Catania folgte. Unterwegs liest er Texte vieler anderer dieser − glänzend erdachten − Gruppe.
Aus verschiedenen Blickwinkeln läßt Domenico Mungo seine Protagonisten nicht nur die Kommerzialisierung des Fußballs kritisieren, sondern z.B. auch die Kommerzialisierung von jenen Ultras, die sich mehr um eigene korrupte Geschäfte kümmern, mit Vereinsfunktionären, Polizeikräften und Journalisten ihr eigenes abgekartetes Spiel betreiben: „Sie zerfleddern die Unschuld der Grenzüberschreitung für ihre eigenen Zwecke und Interessen.“ lautet die Anklage. Die „Unschuld der Grenzüberschreitung“ der Ultras ist ein schön formuliertes Bild für ihre eigene Welt und ihre eigenen Regeln. An anderer Stelle kommt er zu harten Worten über die Gegenwart: „Wir sind alles Schaufenster-Ultras. Jede Menge Form, aber kaum Substanz. Und wenn es Substanz gibt, dann ist das irgendein durchgeknallter Blödsinn, der die Spannung steigert, die Repression mit Argumenten füttert und die Unverfälschtheit der Bewegung zerstört.“

Die gesellschaftskritischen Passagen sind eine Sache, den Hauptteil bilden aber die Abenteuergeschichten von allerlei Schlägereien, Raufereien, Prügeleien, Randalen, Krawallen etc. Übersetzer Tippmann gibt Mungos Buch den Zusatztitel „Ein Roman über zwei Jahrzehnte italienische Ultrakultur − Freundschaften, Kämpfe und Drogen“. Er hätte auch die Kämpfe zu erst nennen können. Heroische Geschichten allesamt, literarische Schlachtengemälde von Heldentaten, Adrenalin, Opfern und Siegern. Ort und Personen der Handlung sind austauschbar und in vielerlei Erzählungen der Kulturgeschichte seit tausenden von Jahren einsetzbar.
„In jedem Fall gab es eine begeisternde Abfolge von Hinterhalten und Angriffen, Steinwürfen und Episoden blutiger urbaner Guerilla. Leute aus Bergamo sprangen plötzlich aus allen möglichen Gassen und hinter irgendwelchen Hecken hervor und warfen Bengalos, Papierbomben, Blumentöpfe, Absperrgitter und Parkbänke. Aus den Häusern warf man wirklich alles auf uns. Und wir marschierten über die Autos hinweg und griffen unsererseits an.“

Ein herausragender Moment ist es, wenn Domenico Mungo von großen Choreographien in Florenz erzählt, etwa eine das ganze Stadion umfassende Aktion 1991: Anlaß war die Rückkehr des einst so geliebten Roberto Baggio, der ausgerechnet zum verhaßten Juventus gewechselt war − vor dem Rückspiel des inneritalienischen UEFA-Cup-Finales zwischen der Fiorentina und Juventus 1990. Diesem ultimativem Vertrauensbruch wurde bei seinem ersten Gastspiel mit Juve die größte bis dahin gesehene Choreographie entgegengestellt. Die Renaissance-Skyline der Stadt Florenz wurde detailliert in der Curva Fiesole nachgezeichnet präsentiert, in einem vollständig in lila und weiß gehüllten Stadion.

Auch wenn sich bei den genannten Farben bei mir etwas der Magen umdreht: Das sind schöne Momente. Schade, daß es davon nicht mehr im Buch gibt. Man muß dennoch nicht selbst der Gewalt verfallen sein oder sie auch nur gut oder gesellschaftlich akzeptabel finden, um das Buch mit Interesse und Genuß zu lesen.

P.S.: Sehr nett fand ich die dem Buch vorangestellte „Kleine typografische Anmerkung: In diesem Buch wird das Wort juventus immer kleingeschrieben. Es handelt sich dabei um keinen Druckfehler...“. Es ist daher wohl ein Lapsus entgegen der Intention des Autors, wenn dies auf den Seiten 81 und 82 doch zweimal großgeschrieben vorkommt. Nachtrag: Nach Information von Kai Tippmann stand hier im Italienischen ein anderes Wort (gobbi), er ist somit exkulpiert :-)

Freitag, 23. Dezember 2011

Jahresstatistik 2011

144 Spiele:

35x Bundesliga (Rapid)
9x ÖFB-Cup (5x Rapid, 2x Rapid-Amateure)
20x Testspiel (17x Rapid)
1x ÖFB-Jugendliga U18 (Rapid U18)

13x Erste Liga (2. Liga)
1x Relegation Erste Liga
12x Regionalliga Ost (3x Rapid-Amateure)
1x Regionalliga Mitte

2x Wiener Liga
1x Wiener Frauen-Landesliga
1x Niederösterreich: 1. Landesliga
2x Niederösterreich: 2. Landesliga Ost
2x Niederösterreich: 2. Landesliga West
1x Niederösterreich: Gebietsliga Nord/Nordwest
1x Niederösterreich: Gebietsliga Nordwest/Waldviertel
1x Niederösterreich: 2. Klasse Wachau
1x Oberösterreich-Liga
1x Oberösterreich: Landesliga Ost
1x Oberösterreich: Landesliga West
1x Salzburger Liga
1x Steiermark: 1. Klasse Mitte
1x Tirol: Landesliga West

1x Europacup

2x Deutschland: Bundesliga
2x Deutschland: 2. Bundesliga
2x England: Championship
2x Italien: Serie A
2x Polen: Ekstraklasa
1x Polen: I liga (2. Liga)
1x Polen: II liga (3. Liga)
1x Schweden: Allsvenskan
1x Schweden: U21-Allsvenskan
3x Slowakei: 1. Liga („Corgoň liga“)
1x Slowakei: 2. Liga („1. liga“ 2010/11)
3x Slowakei: 3. Liga Západ („2. liga“ 2010/11 = „3. liga“ 2011/12)
1x Slowakei: Majstrovstvá regiónu Bratislava
1x Slowakei: Bratislava, 4. liga, skupina A
3x Tschechien: 1. liga
1x Tschechien: 2. liga
1x Tschechien: 1. liga staršího dorostu (U19)
3x Ungarn: Nemzeti Bajnokság I
2x Ungarn: Nemzeti Bajnokság III, Duna csoport
1x Ungarn: BLSZ III. Osztály, 1. csoport


Sonderauswertung Rapid:
57x Rapid
5x Rapid-Amateure
1x Rapid U18

Sonderauswertung Groundhopping:
59 neue Grounds (inkl. Rapid- und Testspiele)
8 besuchte Länder außerhalb Österreichs, davon 2 neue Länder


Zum Vergleich: 2010: 126 Spiele

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Leermeldung Udine

21.12.2011

Einmal mußte es passieren. Spitzenspiel und Juve als Gegner schön und gut, aber daß das Stadion bei Udinese ausgerechnet diesmal tatsächlich voll sein würde, hat mich kalt erwischt. Nachdem Vorverkauf für Auswärtige kaum möglich ist, sollte es nach Informationsstand meiner üblichen Vorbereitung (die gewiß nicht allumfassend war) wie üblich am Spieltag vor Ort Karten zu kaufen geben. Zu kurz gedacht. Neben den 13.738 Abo-Plätzen kamen 14.850 Tageskarten weg und für mich blieb nichts. Kein Trost, daß nicht nur ich überrascht wurde, sondern mehrere hundert eineinhalb Stunden vor den zwar geöffneten, aber trügerische Hoffnung verbreitenden, da funktionslosen, keine Karten verkaufenden Kassen verbrachten. In solchen Situationen hilft das phlegmatische Gemüt. Schwarzmarkt gab es bis nach Spielbeginn auch keinen, dank Personalisierung − no al calcio moderno.
So ging es nach Stadtbesichtigung am Nachmittag und dem Besuch der Stelle des alten Stadions ohne den geplanten abendlichen Fußballgenuß kehrt.
Mehr als ein paar Blicke von außen auf das 1976 eröffnete Stadio Friuli, bei der WM 1990 fanden hier drei Gruppenspiele statt, waren diesmal nicht drin. Man wird wiederkommen müssen.





Lost Ground Stadio Moretti, Udine

21.12.2011

Das ehemalige Stadio Moretti im norditalienischen Udine wurde im Jahr 1920 eröffnet und diente bis 1976 dem heimischen Fußballverein Udinese Calcio als Heimstätte. 1955 errang Udinese hier seinen bislang größten Erfolg, den zweiten Platz in der Serie A.
Nach dem Bau des Stadio Friuli 1976 wurde das Stadion noch für Trainings benutzt, verfiel aber schnell und wurde 1988 schließlich abgerissen. An seiner Stelle wurde ein Park angelegt, der nach Alfredo Foni (1911−1985) benannt ist. Der aus Udine stammende Fußballer wurde 1935 mit Juventus Meister und 1938 mit Italien bei der WM in Frankreich Weltmeister.
Das Stadion faßte einst 25.000 Menschen. Das Spielfeld umgab eine Lauf- und Rennbahn, die auch für Motorradrennen genutzt wurde.
Das Stadio Moretti war nach der nebenan gelegenen Brauerei benannt. Weder Brauerei noch Stadion stehen heute noch. Das einstige Eingangstor zum Stadion gibt es noch und eröffnet heute den Weg in den Park. Ansonsten war keine Erinnerung an die einstige Sportstätte zu sehen.





historisches Bild: Wikipedia

Dienstag, 20. Dezember 2011

When Saturday Comes, 299


Rezension


When Saturday Comes
The Half Decent Football Magazine
Issue 299, January 2012
46 S.







Sehr interessant sind die Artikel über den aktuellen Stand der Bemühungen um eine Wiederkehr von Stehplätzen in britischen Stadien, unter dem Label von Safe Standing nach vielzitiertem deutschem Vorbild. In Schottland ist man dabei schon weit. Spannend.

Der Titelschwerpunkt dreht sich um erfolgreiche Langzeit-Trainer, aufgehängt am silbernen Jubiläum eines Vierteljahrhunderts von Alexander Ferguson bei Manchester United (er wird dieser Tage auch siebzig Jahre alt). Dazu gibt es mit Ronnie McFall in Portadown und Dario Gradi bei Crewe Alexandra kontrastierende weitere, diesseits des Kanals nicht ganz so geläufige, Portraits von Trainern mit jahrzehntelangem Amtszeiten. Informationen zu Fanprotesten bei Everton sowie über den Kampf der Giganten zwischen Johan Cruyff und Louis van Gaal bei Ajax Amsterdam runden ein kurzweiliges Heft ab.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Rapid - Admira 2:1 (1:0)

Bundesliga, 19. Runde, 17.12.2011
Gerhard-Hanappi-Stadion, 14.000

Nach dem Blitzstart hätte in der sehr guten ersten Hälfte aus den Chancen mehr herausschauen müssen. Dann hätte man nach dem Ausgleich nach der Pause nicht bangen müssen. Doch die kritische Phase wurde überstanden und mit einem formidablen Siegestreffer das Spiel entschieden. Ein verdienter Sieg und wichtige drei Punkte.
In vielen Phasen des Herbstes, die einen manchmal nahe an die Verzweiflung brachten, hätte ich mir nicht vorstellen können, daß wir tatsächlich am ersten Platz überwintern. Auch wenn sportlich manches holpert und dies auch an der Konkurrenz liegt: Dieser Erfolg ist anzuerkennen und sollte mehr anerkannt werden. Rapid lacht von der Spitze und das stimmt mich froh.
Der Hütteldorfer Westwind und kurze Schneeregenschauer versuchten freundlicherweise, den Abschiedsschmerz in die Winterpause der Meisterschaft nicht allzu stark zu gestalten.





















Donnerstag, 15. Dezember 2011

Rapideum


Rapideum
Das Museum des SK Rapid
Gerhard-Hanappi-Stadion
Südtribüne





Lange, lange war es erwartet und nun wurde das Vereinsmuseum des SK Rapid am 15. Dezember 2011 tatsächlich eröffnet. Kurz gesagt: Das Warten hat sich gelohnt. Die von Domenico Jacono und Thorsten Leitgeb eingerichtete Ausstellung ist großartig. Rapid als Verein, der seine Tradition hochhält, präsentiert seine Geschichte in einem würdigen Rahmen.
Mehr als 300 Stücke der über 2.000 Stücke zählenden Sammlung, die seit 2009 aufgebaut wurde, haben ihren Platz im Museum gefunden.
Der Weg führt durch die Jahrzehnte. Schöne Ausstellungsstücke erzählen von Höhepunkten der Geschichte Rapids wie dem 6:1 Rapids gegen Arsenal im Jahr 1953 oder stellen wahre Schmuckstücke der Leidenschaft dar wie ein nur mit einem Altarbild vergleichbares Kunstwerk eines Fans. Aber auch „schwarze Stunden“ finden ihren Platz − hohe Niederlagen und ein Bild von Lothar Matthäus befinden sich in dieser Schublade.

Beim Museumseingang, vor der Südtribüne des Hanappi-Stadions, steht nun eine Statue von Dionys Schönecker, dem Mann, der Rapid von 1910 bis zu seinem Tod 1938 (bis 1926 auch als Trainer) führte und prägte wie kein anderer. Ohne ihn wäre Rapid nicht das, was es heute ist. Im Museum ist u.a. seine goldene Taschenuhr zu sehen.


Das Fenster läßt bereits von außen einen kleinen Blick zu und präsentiert eine Auswahl der − erhaltenen − Trophäen und Pokale, die Rapid seit 1899 errungen hat.


Als Ausstellungsraum dienen die knapp über hundert Quadratmeter des ehemaligen Fanshops.


Hinter Laden und Türen verbergen sich viele weitere Schätze. Es entsteht das Gefühl des freudigen Geschenkeauspackens, wenn man eine Lade herauszieht oder eine Türe öffnet und die dahinterliegenden Schätze zum Vorschein kommen.


Ein Prachtstück, das zu Recht in der Mitte des Raumes steht, ist das maßstabsgetreue Modell der Pfarrwiese. Das Giebeldach mit Rapid-Schriftzug der Sitzplatztribüne (rechts) und die beeindruckende Terrace der Stehplatztribüne (links) − sehr schön. Von 1912 bis 1978 spielte Rapid hier, unweit des heutigen Stadions. Daneben, als Sitzgelegenheit wie auch als Ausstellungsstück, steht eine originale Sitzbank des alten Rapidplatzes.


Dressen aus jüngerer Zeit sind im Original ausgestellt. Darüber hinaus sind einige schöne alte Trikots als Replik zu sehen.


Herausragende Europacup-Erfolge der letzten Jahrzehnte werden gebührend gewürdigt. U.a. gibt es die Tormannhandschuhe von Funki Feurer beim Duell gegen Celtic 1984, von Helge Payer beim Spiel bei Aston Villa 2009 und Raimund Hedl bei Aston Villa 2010 zu sehen.


Erinnerungsstücke zu den sportlichen Erfolgen und Titeln Rapids während der Nazizeit. Eine vom Deutschen Fußballbund genehmigte Replik der damaligen Meistertrophäe, der Victoria, erinnert an den deutschen Meistertitel 1941. Eine immer offene, nicht zu schließende Schublade bietet mit herausnehmbaren Dokumenten einen kritischen Einblick in die NS-Zeit und die Rolle Rapids.


Wenige Gegenstände, die den genialen Trainer Ernst Happel sehr gut symbolisieren: Ein Blatt mit Notizen und Spielzügen für das Training, sein Ausweis von der WM 1978 in Argentinien, wo der Wödmasta beinahe wirklich Weltmeister geworden wäre, sowie seine nie fehlenden Zigaretten. Herrlich!


Ein besonderes Schmuckstück ist der Pokal, der dem ÖFB-Cup-Sieger von 1919 bis 1985 überreicht wurde. Seither werden für das Stiefkind Cup wechselnde Sponsorenpokale überreicht. Die historische Trophäe aus dem ÖFB-Besitz, die Rapid zuletzt dreimal hintereinander (1983, 1984, 1985) gewonnen hatte, hat nun einen würdigen Platz gefunden.


Der Platz für den Meisterteller ist bereits ausgespart: „Der Teller gehört nach Hütteldorf!“


Auch die Fankultur Rapids findet im Museum ihren Platz. Es gibt wunderschöne Stücke wie Fanschal, Fahne oder Kutte aus vergangener Zeit oder einen Videozusammenschnitt von Szenen emotionalen Supports aus den letzten Jahren zu sehen, der herzerwärmende Erinnerungen an die jeweiligen Momente und Orte weckt. Aber auch die Kehrseite: An den zum Spielabbruch führenden Platzsturm beim Europacupspiel gegen Benfica 1961 erinnert ein historischer Zeitungsausschnitt, an gefährliche Wurfgeschoße aufs Spielfeld ein tatsächlich dort gelandeter Nothammer aus den Verkehrsbetrieben.
Die berühmt-berüchtigte Hütteldorfer Terrorszene aus den 1980er Jahren fehlt daneben natürlich auch nicht und wird des weiteren in einem zu sehenden zeitgenössischen Fernsehbeitrag gewürdigt.


Ein eigenes Kapitel für sich sind die wunderbaren Filmbeiträge mit Spielszenen und Fernsehsendungen aus dem Lauf der Jahrzehnte. Auf drei Bildschirmen kann man sich per Touchscreen durch die Jahrzehnte klicken, Pepi Uridil in den 1920er Jahren sehen, private Super-8-Filme der Rapidspieler auf Südamerikatournee in den 1950er Jahren betrachten, Hans Krankl beim Toreschießen zusehen oder deutschen und englischen TV-Kommentatoren bei legendären Spielen in jüngerer Vergangenheit (HSV 2009 und Aston Villa 2010) beim Erblassen zuhören.


Diese persönlichen Highlights sind lange nicht alles, was im Rapid-Museum zu sehen ist. Man kann zwei Stunden darin zubringen ohne das Leuchten in den Augen zu verlieren.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Ballesterer 68


Rezension



Ballesterer fm
Nr. 68, Jänner/Februar 2012
66 S.






Hans Krankl war vor einem Jahr bereits dran. Jetzt ist auch Herbert Prohaska ein Schwerpunkt im Ballesterer gewidmet. Das ist nur gerecht. Trotzdem er Austrianer ist, ja geradezu eine Personifizierung dieses Vereins, war und ist es nicht möglich, keinen Respekt vor ihm zu haben. Mehr noch: Er ist sogar sympathisch. Man muß ja nicht allem zustimmen, was er im Fernsehen von sich gibt.
Ein sehr guter Portraitartikel von Hans Georg Egerer und David Forster sowie ein Text über den TV-Analytiker und natürlich auch ein großes Interview lassen sein Leben, seine Karriere und seine Ansichten Revue passieren. Herausragend ist der spannende Beitrag von Matteo Patrono über die Italienzeit Prohaskas bei Inter und Roma, mit Einarbeitung der Sichtweisen eines ehemaligen Trainers sowie eines Mitspielers.
Sehr schön sind darüber hinaus die herbstlichen Bilder Prohaskas am alten WAC-Platz.

Lesenswertes gibt es im Heft auch zu „Bimbo“ Binder, ein Interview mit seinem Sohn Franz Binder jr. zu dessen neuerschienenem Buch über seinen Vater sowie eine Folge der Serie Fußball unterm Hakenkreuz über Binders Weg in der Nazizeit von Jakob Rosenberg, basierend auf dem Buch Grün-Weiß unterm Hakenkreuz.
Interessant sind weiters eine Geschichte über den jung tief gefallenen ehemaligen St.-Pauli-Spieler René Schnitzler und seine Verstrickung in Spielsucht und Wettmafia. Neues und Lageberichte gibt es aus Griechenland, Polen und Kiew.

Ich gebe es zu, meine Mundwinkel hatten sich bei Anblick des Covers zunächst nach unten orientiert − aber das Heft war dann doch wiedereinmal ein Genuß.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Rapid - Wacker Innsbruck 0:0

Bundesliga, 18. Runde, 10.12.2011
Gerhard-Hanappi-Stadion, 15.300

Schlecht ist's g'angen, nix is' g'scheh'n. Wieder keine Tore. Doch während wir vorige Woche zumindest spielerisch dominant waren, waren wir diesmal harmlos − weder kreativ noch gefährlich. So gewinnt man kein Spiel.
Es ist nicht alles schlecht, aber eben auch nicht alles so gut wie es zuletzt manchmal ausgesehen hat.