Mittwoch, 15. Februar 2017

Ballesterer 119



Rezension


Ballesterer
Nr. 119, März 2017
84 S.







China, Teil II: Dass das Thema China im Fußball derzeit in der Luft liegt, wurde unlängst schon aufgrund der China-Schwerpunkts im Zeitspiel konstatiert. Auch der Ballesterer widmet seinen Schwerpunkt den „großen Sprüngen“ nach vorn, die China derzeit im Fußball unternimmt. Mit Daniel Fuchs hat man dafür offenbar einen einschlägig bewanderten Autor gewonnen, der einem einen ortskundigen Blick auf den Fußball in Chengdu und dessen Höhenflug in den 1990er Jahren erlaubt. Damals war der Fußball dort zwar nicht sportlich übermäßig erfolgreich, aber elektrisierte die Massen in der Stadt. Dann wurde der Fußball allerdings in den 2000er Jahren durch Korruption zugrunde gerichtet.
Heute ist der Fußball in China nicht von Wirtschaft und Politik zu trennen. Chinas Großkonzerne geben hier Millionen aus, um der politischen Linie des KP-Regimes zu folgen. „Durch die Investitionen erhoffen sie sich einen politischen Status, ein gewisses Mitspracherecht und Begünstigungen durch den Staat.“ erklärt der Journalist Li Jing. Als Beispiel wird Evergrande genannt: Vor Beginn des Fußballinvestments der Immobilienfirma 2010 (Guangzhou Evergrande Taobao Football Club) gehörte sie nicht einmal zu den zehn wichtigsten Unternehmen des Sektors in China, seither ist sie in den Top Drei.
Die Fanszene von Chongqing Lifan wird vom Schwerpunktautor Fuchs portraitiert: „2015 sorgten Fans in Chongqing für Schlagzeilen, als sie eine Reihe Bengalen zündeten und ‚Pyrotechnik ist kein Verbrechen‘ skandierten. ‚Der dafür Verantwortliche hat damals zwei Tage auf der Polizeistation verbringen müssen‘, sagt Yuan.“

Interessant sind der Erfahrungsbericht eines 23-jährigen deutschen Erstligatrainers in Tansania sowie ein Interview mit den drei Vorsängern der Brigata von Sturm Graz, mit denen Martin Schreiner über schwierige Anfangsjahre („Die anderen waren das am Anfang nicht gewohnt, viele haben uns mit Bierbechern beworfen)“, Inspirationsquellen in den 1990er Jahren, Höhepunkte, Vereinspolitik sowie interne Angelegenheiten und auch Konflikte spricht. Zwei internationale Trainer mit langer nationaler und internationaler Erfolgsliste werden im Heft in Wort und Bild näher beleuchtet: Nereo Rocco (AC Milan) und Walerij Lobanowskyj (Dynamo Kiew, Sowjetunion).

In meinen Nebenschauplätzen wird diesmal der IAC aus Innsbruck portraitiert. Weiters gibt es von mir eine Rezension samt Interview zum Axxa Viola Weltalmanach.

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