Samstag, 11. März 2017

Frýdek-Místek - Baník Ostrava 2:1 (1:1)

Tschechien, Fotbalová národní liga, 18. kolo, 11.3.2017
Stadión Stovky, 6.200

Im Aufstiegsrennen musste Baník Ostrava in Frýdek-Místek einen Rückschlag hinnehmen. Frýdek-Místek ging schon nach wenigen Minuten in Führung, was der große Favorit aus Ostrava zunächst zehn Minuten später noch ausgleichen konnte. Zwanzig Minuten vor Schluss schaffte Frýdek-Místek aber den Siegestreffer. Die letzte Viertelstunde drückte Baník auf das gegnerische Tor, zu einem erneuten Ausgleich reichte es aber nicht mehr.
Etwa die Hälfte des Stadionpublikums stand im Lager von Baník Ostrava, der Rest war zum Großteil neutral. Die heimischen Tore wurden außerhalb des eingeschworenen Anhangs nur von wenigen Leuten auf den Rängen bejubelt. Die Kräfteverteilung war durchaus eindrücklich: Dass bei einem Auswärtsspiel zu Spielbeginn das halbe Stadion aufsteht, den Schal in die Höhe hält und die Hymne der Gastvereins singt, war nicht schlecht. Der heimische Fanblock um die Lipina Ultras mühte sich mit Gesang, Trommel und Schaleinsatz durchgehend um Support. Lipina ist der Name des Stadtteils. Gegen die Masse an Fans aus der Nachbarstadt Ostrava machten sie aber akustisch an diesem Nachmittag keine Meter. Rivalität oder Unstimmigkeiten waren nicht zu sehen. Graffiti in der Stadt zeigen die Präsenz von Baník hier. Die Niederlage wurde vom Auswärtsanhang ungerührt hingenommen.
Am Auswärtsblock der Chachaři von Baník Ostrava war ein gelbes Banner mit der Aufschrift Chachar Zone angebracht, im Stil von Gefahrenzone-Warnungen. Dazu gab es eine Viertelstunde nach Spielbeginn eine gelbe Zettelchoreographie mit dreieckigen Warnschildern mit stilisiertem Vereinswappen und gelben Rauch. Für wenige Augenblicke wurde über der Bande an der Längsseite ein Fetzen mit dem Gründungsnamen SK Slezská Ostrava entrollt, den die Ordner aufgrund der Verdeckung der Werbung aber sofort wieder einrollen ließen. Durchgehend wurde eine Schwenkfahne für das 1959 eröffnete Stadion Bazaly geschwenkt. Trotz jahrelanger Fanproteste verließ Baník Ostrava 2015 das alte Stadion auf der schlesischen Seite der Stadt (Slezská Ostrava) und zog in das moderne Stadion von Vitkovice im mährischen Teil Ostravas. Ein Spruchband auf der Hintertorseite rief gegen Spielende dazu auf, zum Auswärtsderby in Opava ohne Eintrittskarte zu fahren. Die Chachaři wollen es boykottieren und stattdessen vor dem Stadion stehen, da es nur den Auswärtssektor und nicht die ganze Hintertortribüne für Baník geben wird.
Der MFK Frýdek-Místek führt als Gründungsjahr 1921, als hier in der noch eigenständigen Stadt Frýdek der Karlovohutní FK von Arbeitern der Eisenhütte Karlova huť (Karlshütte) gegründet wurde. In der Stadt im damals deutsch-tschechisch-polnisch-gemischtsprachigen mährisch-schlesischen Gebiet, das im Zuge der Industrieentwicklung seit einigen Jahrzehnten durch Zuwanderung aus allen Richtungen gewachsen war, hatte es zuvor schon 1919 einen Vorgängerverein gegeben, der sich Karlshutter Fußballklub nannte und sein erstes Spiel gegen den bürgerlichen Deutschen Sportverein (DSV) Friedeck-Mistek ausgetragen hatte. 1929 wurde der Arbeiterverein in SK Karlova Huť umbenannt. 1948 wurde daraus im Zuge der Umstellung des tschechoslowakischen Sportsystems Sokol Karlova Huť, 1950 dann ZJS Železárny Stalingrad (zeitweiliger Name der Eisenhütte), 1954 Baník Místek, 1958 TJ Železárny Stalingrad, 1960 TJ VP Frýdek-Místek, 1991 FK VP Frýdek-Místek. VP stand für das Werk Válcovny plechu, die ehemalige Karlshütte, das den Verein jahrzehntelang finanzierte und prägte. Nach Einstellung der Unterstützung 2003 hieß der Klub nur mehr FK Frýdek-Místek und 2004 Fotbal Frýdek-Místek. Seit 2011 tritt man als städtischer Verein MFK Frýdek-Místek (Městský fotbalový klub Frýdek-Místek) an. Bereits zuvor hatte man 1997 mit dem Stadtrivalen Slezan Frýdek-Místek fusioniert. Sportlicher Höhepunkt war 1976/77 eine Saison der Válcovny, wie der Verein aufgrund des Trägerunternehmens genannt wurde, in der ersten tschechoslowakischen Liga. Stilisierte metallene Dressen der Spieler dieser Erstligasaison hängen als Denkmal für jene Helden unter dem Dach der Haupttribüne. Sonst ist man hier der klassische Zweitligaverein mit 14 tschechoslowakischen und zehn tschechischen Zweitligasaisonen. Nach mehr als einem Jahrzehnt in der dritten Liga und sogar zwei Viertligasaisonen ist Frýdek-Místek 2013 in die zweite Liga zurückgekehrt.
Das Stadión Stovky hat eine Kapazität von 12.400 Plätzen, davon 10.000 Stehplätze und 2.400 Sitzplätze. Normalerweise besuchen hier im Schnitt etwas über 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Spiele. Zum Gastspiel des in die zweite Liga hinuntergefallenen großen Vereins Baník Ostrava aus der zwanzig Kilometer entfernten Großstadt Ostrava füllten das Stadion sechsmal so viele Leute.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Frýdek-Místek besichtigt.

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